Besuch im Jüdischen Museum Westfalen
Exkursion der GhL mit Führung durch Kurator Thomas Ridder M.A.
Exkursion der GhL mit Führung durch Kurator Thomas Ridder M.A.
Am 30. März 2019 traf sich eine recht große Gruppe Interessierter zu einer Führung mit Kurator Thomas Ridder M.A. im Jüdischen Museum Westfalen in Dorsten. Die 2018 völlig neu gestaltete Dauerausstellung zeigt verschiedene Aspekte der jüdischen Religion und westfälisch-jüdischen Geschichte.
Dem Besucher fallen einige wesentliche Neuerungen gleich ins Auge: die Offenheit der Räume, die transparente Präsentation der Exponate und das bis in die farbliche Gestaltung überaus ansprechende Design. Vor allem können die Besucher*innen verschiedene Aspekte des Judentums selbst aktiv entdecken. Im Herzen des großen Ausstellungsraumes ist ein spiralförmiger Tisch installiert, der den jüdischen Kalender und seine Feiertage erläutert.
Ein anderer Raum bringt dem Besucher zentrale Rolle der Tora, und die Bedeutung der Synagoge als Betraum sowie die Bedeutung der schriftlich fixierten jüdischen Gesetze vor Augen.
Zwar ein wenig an den Rand gedrängt, aber doch anschaulich hervorgehoben ist die hebräische Schrift, die den Mitteleuropäer schnell vor Rätsel stellt: Mit der ihm gewohnten Eindeutigkeit der lateinischen Schriftzeichen hat das Hebräische nicht viel zu tun.
Ein drittes Thema sind die Lebenswege von westfälischen Juden, die auch mit Hilfe von audiovisuellen Medien präsentiert werden: In 16 Lebenswegen aus Westfalen wird die vielfältige jüdische Geschichte unserer Region anhand einer digitalen Projektion dargestellt. Spannende Exponate erzählen darüber hinaus immer wieder Lebens- und Familiengeschichten, z.B. über Bergleute, Fußballer und Computer-Pionierinnen.
Auch die unterschiedlich motivierte jüdische Migration durch die Jahrhunderte ist ein Thema in der Dauerausstellung und spannt einen Bogen in die Gegenwart. Deutlich wurde aber auch: Es ist keine Shoa-Ausstellung, sondern ein Blick in die Gegenwart und Zukunft, wie es das Motto der Dauerausstellung „L’chaim! Auf das Leben!“ verrät.
Und ein Zweites ist keine Nebensache: Konkreter Inhalt der Ausstellung ist auch für Kinder verständlich, und viele aktivierende Angebote sprechen Kinder und Jugendliche an.
Wie ein Kommentar zur aktuellen Frauenrechtsdebatte wirkt die kleine Sonderausstellung über „Fräulein Rabbiner Jonas“.
Die Führung bot vertiefende Einblicke in die Welt des Judentums. Thomas Ridder konnte als Kurator den Besucher*innen auch Schwierigkeiten der Entstehung und zentrale Intentionen der neuen Ausstellung erklären. Es war ein ausgesprochen lohnender Blick in eine vielen fremde Kultur. BF
Kurator Thomas Ridder erklärt die Bedeutung der Synagoge für das religiöse Leben der Juden.
Die großzügige Anlage des Raumes zum Thema Jüdischer Alltag – jüdische Feste lädt zum Entdecken, Anfassen und Ausprobieren ein.
Die Tora gehört zu jeder Synagoge und zum gemeinsamen Gebet.
Auch jüdische Familien suchten eine lebenswerte Zukunft in Amerika.
Theodor Herzl begründete 1896 mit seiner Schrift „Der Judenstaat“ (vorn links) den „Zionismus“: die Forderung der Juden nach einem eigenen Staat.