Gut Ding will Weile haben
Der erste Spielplatz in Borken
VonRudolf Koormann/21. Februar 2025




Im Januar 1957 schrieb die Borkener Zeitung über den beabsichtigten Bau eines Kinderspielplatzes zwischen der Straße Papendiek und dem nördlichen Teil des Stadtparks:
„… Dieser Platz soll in der Nähe von Otto Pott [einer Gaststätte] neben dem Stadtpark angelegt werden. Bei diesem ersten Platz darf es jedoch nicht bleiben. Man sollte darauf bedacht sein, die vier geplanten Plätze möglichst im Stadtgebiet zu verteilen. Ob man aber mit diesen Plätzen die jugendlichen Radfahrer und Rollschuhläufer vom Marktplatz entfernen kann, muß noch abgewartet werden.“ (BZ vom 26.01.1957)
Von den ersten Plänen bis zur Eröffnung dauerte es jedoch mehr als zwei Jahre. Einer zügigen Verwirklichung des Bauvorhabens standen nämlich zwei Hindernisse im Weg: die 1934 gebaute Brücke vom Papendiek in den Stadtpark, deren Zuwegung mitten über das in Frage kommende Areal führte, und zahlreiche Pappeln, von denen „die meisten im Kern verfault und teilweise schon vollkommen ausgehöhlt“ waren: „Gefahrenquellen, die bald beseitigt werden müssen, ehe es zu ernsthaften Zwischenfällen kommt.“ (BZ vom 10.04.1959)
Die Brücke vom Papendiek über den Döringbach auf die „Pollinsel“ an der Nordspitze des Stadtparks, 1934 gebaut. (Bild: Stadtarchiv Borken)
Erst als die Borkener Zeitung Coesfeld als lobenswertes Vorbild dargestellt und Kritik vorgebracht hatte, handelte die Stadt. Im Frühjahr 1959 (!) ließ sie die Pappeln fällen („Bäume fallen wie Grashalme“, BZ vom 10.04.1959) und in unmittelbarer Nähe zum Haus Amsbeck [Stadtmühle] eine neue Brücke bauen, die in Bauart und äußerer Gestaltung ähnlich der Brücke bei „Künstlers Turm“ war. „Bei einer solchen Brücke kann auch das bei einer Holzbrücke notwendige Joch, das mitten im Wasser stehen müßte und den Wasserablauf, besonders bei Hochwasser, behindern würde, fortfallen.“ (BZ vom 08.10.1958)
Auf eine ganz praktische – und politisch korrekte – Idee kamen die Jugendlichen an der Hawerkämpe, die vom Schulhof der Remigiusschule vertrieben wurden: Drei von ihnen marschierten vors Rathaus, um noch vor der Fertigstellung des ersten gleich für weitere Spielplätze in der Stadt zu werben:
Dieser nicht ganz alltägliche Titel über einer Meldung in der Borkener Zeitung vom 1. April 1959 entsprach den ernst gemeinten Absichten der Jugendlichen von der Hawerkämpe – und war keineswegs ein „Aprilscherz“.
Der Bau des Spielplatzes selbst zog sich hin. Doch nachdem es im April 1959 schon geheißen hatte „Neuer Kinderspielplatz soll endlich gebaut werden“ (BZ vom 09.04.1959), konnte die Borkener Zeitung im Monat darauf unter der Überschrift „Borkens erster Kinderspielplatz wird jetzt bald eröffnet werden“ (BZ vom 22.06.1959) sogar Einzelheiten über dessen Gestaltung mitteilen. Als Hauptgrund für die Bauverzögerung nannte sie das langwierige Genehmigungsverfahren für die neue Brücke.
„Der Platz, getrennt für kleinere und größere Kinder, bietet in seiner Farbenfreudigkeit vor der grünen Kulisse des Stadtgartens einen herzerfreuenden Anblick. Die auf beiden Plätzen angelegten Sandkästen, eingerahmt von Sandsteinplatten, eignen sich mit den in ihrer Mitte eingebauten Mühlsteinen vorzüglich zur mannigfaltigen Beschäftigung der Kleinen und Kleinsten. Farbige, standfest angebrachte Bänke laden zum Verweilen und Ausruhen auch der Begleitpersonen ein. Die modernen und stabilen, nach den neusten Erkenntnissen hergestellten Spielgeräte sind bodenfest eingebaut und bestechen allein durch Farbe und Form. Es gibt dort Rutschbahnen für die Kleineren und Größeren, ein Karussell für die Kleinen, Klettergeräte, die bei sachgemäßer Benutzung auch für richtige Körperhaltung und für die Beseitigung von Haltungsfehlern von großem gesundheitlichen Wert sind.“ (BZ vom 22.06.1959)
Noch im Sommer 1959 wurde der Spielplatz fertiggestellt und freigegeben, wie Fotos und kurze Berichte zeigen. Auch der „Aprilscherz“ zeigte Wirkung: Im Dezember beschloss der Hauptausschuss den Bau eines zweiten Spielplatzes neben der Remigiusschule. (BZ vom 23.12.1959)
(Foto: Heimatverein Borken, PKA Nr. 3666, Fotograf unbekannt)
„Alles in allem: Die Stadt Borken hat in ihrem ersten Kinderspielplatz eine Einrichtung geschaffen, die sich sehen lassen kann, von der verschiedene Besucher aus den benachbarten Großstädten in diesen Tagen behaupteten, daß sie bisher kaum etwas schöneres [!] dieser Art gesehen hätten. Wenn beim Anblick dieses Kinderparadieses in der letzten Zeit des öfteren Kinderhände an das verschlossene Eingangstor rüttelten – vorläufig noch vergeblich – so ist dieses begreiflich. Aber nur noch wenige Tage Geduld, die Eröffnung steht nahe bevor!“ (BZ vom 22.06.1959)
Derweil vergnügten sich die Kinder an der Hawerkämpe auf der „Straße“:
Kinder der Siedlung beim „Hinkeln“ auf der noch lange nicht ausgebauten Hawerkämpe.
(Foto: Privat)
Ihren Platz bekamen sie bald auch an der Ecke Hawerkämpe/Auf der Flüt:
Ein neuer Spielplatz (man sieht nur den halben Platz) in einer neuen Siedlung jenseits des Friedhofs.
(Foto: Privat)
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Nachbemerkungen im Februar 2025:
Der Autor hat diese Zeit selbst erlebt, und er war auch einer der jugendlichen Demonstranten vor dem Rathaus…
Sollte jemand unter den Blog-Lesern Erfahrungen mit den ersten Borkener (oder anderwärtiger) Spielplätze um 1960 gemacht haben, wären wir für Hinweise oder kurze Berichte (mit Bild?) dankbar. Ihren Beitrag können Sie gerne an blog@ghl-wml.de senden.