Im Mittelpunkt: Publius Quinctilius Varus
Vortrag von Dr. Josef Mühlenbrock nach der Mitgliederversammlung 2009
Vortrag von Dr. Josef Mühlenbrock nach der Mitgliederversammlung 2009
Nach der diesjährigen Mitgliederversammlung am Dienstag, den 31. März 2009, im Hotel Paß in Südlohn-Oeding bekam das Auditorium im vollbesetzten Tagungssaal einen hochinteressanten Vortrag zu hören.
Dr. Josef Mühlenbrock, Leiter des LWL-Museums für Archäologie, Westfälisches Landesmuseum Herne, zugleich seit 2005 Projektleiter für die IMPERIUM-Ausstellung im LWL-Römermuseum in Haltern am See innerhalb des Ausstellungsprojektes „IMPERIUM KONFLIKT MYTHOS. 2000 Jahre Varusschlacht“ berichtete anschaulich und detailreich über das Leben des Publius Quinctilius Varus, des Mannes, nach dem die Schlacht im Teutoburger Wald im Jahre 9 n. Chr. benannt worden ist.
Die vernichtende Niederlage dreier römischer Legionen gegen Stammesverbände der Germanen des Jahres 9 n.Chr. ist die einzige, die unter dem Namen des Verlierers in die Weltgeschichte eingegangen ist. Das Ereignis von welthistorischer Bedeutung hat das heutige Europa entscheidend geprägt: Die Römer gaben ihre Expansionspläne im fernen Germanien auf und zogen sich hinter den Rhein zurück. Die schriftlichen Quellen, die zum Teil mit fast 200 Jahren Abstand zum Ereignis berichten, schieben den Großteil der Schuld dem Statthalter zu, den Kaiser Augustus 7 n.Chr. nach Germanien geschickt hatte, um es endgültig in den Status einer tributpflichtigen Provinz zu überführen: Publius Quinctilius Varus.
Kaum jemand weiß, dass dieser Varus vorher eine beispiellose Karriere hingelegt hatte: Von edler Abstammung war er nach dem Selbstmord des Vaters wahrscheinlich im Kreis der augusteischen Dichter aufgewachsen. Zusammen mit Tiberius, dem späteren Kaiser und Stiefsohn des Augustus, hatte der das Konsulat, das höchste römische Staatsamt, inne. Mindestens zweimal hatte er eng in die Familie des Augustus eingeheiratet. Und als Statthalter hatte er sich – aus römischer Sicht – überaus bewährt: In der mit drei Legionen ausgestatteten Provinz Syria ließ er in den Jahren um Christi Geburt einen Aufstand dadurch erfolgreich unterdrücken, dass er 2000 Aufständische ans Kreuz nageln und die Stadt Emmaus in Schutt und Asche legen ließ. Diese und weitere biographische Details konnten das facettenreiche Leben eines der engsten Vertrauten des Kaisers Augustus nachzeichnen, von dem die Quellen berichten, er habe das Imperium Romanum fast an den Rand des Abgrunds gebracht. BW
Dr. Josef Mühlenbrock, Projektleiter für die IMPERIUM-Ausstellung im LWL-Römermuseum in Haltern am See innerhalb des Ausstellungsprojektes „IMPERIUM KONFLIKT MYTHOS. 2000 Jahre Varusschlacht“.
Eine Münze mit dem Bild des Verlierers der Schlacht gegen die Germanen.